Pastor Paul - der Mann der richtigen Worte und Taten

Eine wichtige Person im Team von Nicole Visser ist Pastor Paul. Seit über 4 Jahren übt er in seiner Rolle als Projektkoordinator und Dolmetscher eine ganz wichtige Funktion aus.

Als Einheimischer kennt er die Menschen und die Prozesse in Zusammenarbeit mit Behörden und Verwaltung bestens und baut die notwendigen Brücken.

1) Kannst du uns deine wichtigsten Aufgaben kurz umschreiben?

  • In Zusammenhang mit allen Fragen welche unsere Patenkinder betreffen, bin ich der Ansprechpartner für die Schulen, unseren Arzt und die zuständigen Regierungsbüros.
  • Ich besuche die Patenkinder in ihrer Schule oder bei ihnen zu Hause (oder sie kommen in die Kindertagesstätte) wo sie Briefe für Ihre Paten schreiben oder Zeichnungen erstellen. Ich höre ihnen dabei zu, berate sie, bete mit ihnen und versuche ein Freund zu sein, dem sie sich öffnen können.
  • Ich verfolge die Entwicklung und Fortschritte der Kinder, plane die nächsten Schritte um sicherzustellen, dass die Bedürfnisse der unterstützten Kinder so gut wie möglich erfüllt werden.
  • Ich erstelle Formulare, Notizen und Berichte rund um die Kindertagesstätte und neu auch für unsere Schule, weiter pflege ich auch die sozialen Medien (Facebook) sowie die Homepage für Deutschland.
  • Ich mache auch Vorschläge, Budgets, sowie Pläne für die Zukunft, um ein nachhaltiges Wachstum im Einklang mit der Vision von unserem Projekt zu gewährleisten.

2) Welche Vorteile bringt der Bau einer eigenen Schule für die unterstützten Kinder?

  • Wir haben den Einsatz der Spendengelder nun in eigenen Händen:
    - Die Patenkinder bekommen eine gute Ausbildung durch unsere eigenen Lehrer.
    - Statt die Spendengelder in die Entwicklung anderer Schulen zu stecken, können wir diese nun in eigene Lernprogramme und eigene Lehrer investieren.
    - Die Schule kann Anreize bieten für Freiwilligen-Einsätze (auch Lehrer oder Ärzte) sowie Besuche von Paten, usw.
  • Die Patenkinder verbringen ihre Zeit in unserer eigenen Schule. So haben wir mehr Zeit für Gespräche und Fragen rund um die schulischen Fortschritte oder auch zur medizinischen Versorgung und Hygiene.
  • Der Status einer Schule wird uns helfen, das bisher erarbeitete Vertrauen in unser Projekt weiter zu stärken. Der Slum Gichagi (die Gegend, von wo die meisten unsere Patenkinder stammen) entwickelt sich zu einer kleinen Stadt.
    Mit unserem guten Ruf soll die Schule auch für „reichere“ Eltern attraktiv werden. Wenn diese ihre Kinder in unsere KfCM-Schule (KfCM=Kids for Christ Ministry: ist der Name des kenianischen Vereins) schicken und dafür Schulgeld bezahlen, können wir die Kosten auf mehrere Schultern verteilen und sind nicht mehr zu 100% von Spendengeldern abhängig.

3) Was motiviert dich am meisten bei deiner Arbeit?

Erfolg ist mein größter Motivator. Ich weiß, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun kann, um Aufgaben erfolgreich zu erledigen. Ich schätze es auch, dass ich Ziele verfolgen kann, die nicht nur dem persönlichen Wohlbefinden dienen.

4) Kannst du uns ein/zwei Beispiele aus deiner täglichen Arbeit schildern, welche dich besonders berührt haben?

Ein konkretes Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit: Als Titel würde ich „Vertrauensverhältnis“ wählen, welche durch viele Jahre hindurch zwischen unseren Paten, unseren Kindern und dem KfCM-Team gewachsen ist - sie bewegen mein Herz.
Ich mag mich noch gut an den Tag erinnern an welchem Emily für das Patenschaftsprogram ausgewählt wurde. Emily war damals im dritten Jahr in Nicoles Vorschule. Ihre Familie lebt in einer kleinen Blechhütte in den Slums von Gichagi. Die Familie ist zu arm, um die finanziellen Bedürfnisse für den Schulbesuch ihrer Tochter zu leisten. Die Mutter hatte bei uns um Hilfe gebeten. Emilys Mutter vergoss Tränen der Freude, als sie erfuhr, dass Nicole Emily für eine Patenschaft ausgewählt hatte und die 17jährige Livia aus der Schweiz die Patenschaft übernehmen würde.

Meine Aufgabe ist es, Nicoles Nachrichten an die Familien zu übersetzen und umgekehrt. Ich arbeite gerne mit Nicole zusammen, „Tante Nikki“ („Auntie Nikki“ ist ihr Spitzname) geht regelmässig durch die Strassen dieses kargen Slum-Dorfes wie eine gewöhnliche Kenianerin. Sie besucht jedes Kind persönlich in ihren Blechhütten. Jeder im Slum weiss, dass ihr Leben ganz darauf ausgerichtet ist, armen Kindern und ihren Angehörigen (oft Grossmütter) zu helfen. Seit über 10 Jahren ist deshalb Nicoles Kindertagesstätte und Vorschule ein Begriff im Slum.
Ich bewundere was sie schon bewirken konnte, ihre Arbeitsweise und ihre geistlichen Gaben. Sie ist ausserdem ein Vorbild, wenn es darum geht, Freiwilligenarbeit oder Besorgungen für die Slum-Bewohner zu leisten. Wir arbeiten jeden Tag viele Stunden zusammen.

Ich selbst kannte Livia nicht persönlich, bis ich sie anfangs Januar 2017 bei ihrem Aufenthalt in Kenia kennengelernt habe. Aber seit fast 4 Jahren habe ich ihre Briefe an Emily übersetzt. Ich habe Emily auch beim Briefeschreiben und Zeichnen geholfen, wenn sie an Livia zurückschreiben wollte. Diese Unterstützung bieten wir für jedes unserer 108 Patenkinder. Emily hat von Livia auch regelmässig ein Geburtstags- oder ein Weihnachtsgeschenk erhalten. Livia schickte Emily auch Fotos von ihr und ihrer Familie, einschliesslich Fotos von ihren Grosseltern. Einige dieser Fotos und Kalender mit Bildern aus der Schweiz hängen an den Wänden des kleinen Hauses wo Emily wohnt. Ich kann zudem bestätigen, dass Livias Patenbeitrag von CHF 35.- pro Monat hilft, dass Emily gute Kleider, Essen, Schulunterricht und medizinische Versorgung bekommt.

Wochen vor ihrer Ankunft, hatte Livia an Emily geschrieben, dass sie sie in Kenia besuchen wird. Emily hat die Nachricht an ihre Freunde im Dorf und in ihrer Schule verbreitet und sie konnte den Tag der Ankunft kaum erwarten und hat mich oft per SMS kontaktiert. Die Patenkinder wissen, wenn sie einen Notfall haben oder Hilfe von mir oder von Nicole brauchen, können sie uns (zu jeder Tages- und Nachtzeit) eine SMS schicken, damit wir zurückrufen können. Einige der Kinder laden mich auf diese Weise auch ein, um mit ihnen Chapatti (eine Art Omelette) oder Lammfleisch zu essen, oder mir mitzuteilen, dass sie mich vermissen! Ich mag dies sehr, denn es hält mich auf dem Laufenden.

Als Livia endlich in unserer Schule ankam, zeigten die Kinder grosse Freude - unsere Kinder kennen sich aus mit freiwilligen Helfern, in den Augen der Kinder und dem Geschrei kannst du die Hoffnung und die Liebe sehen! Auch ich selbst war tief berührt, als ich nach 4 Jahren „Fern-Beziehung“ Livia endlich konkret kennenlernen durfte. Für mich sind solche Beziehungen wie ein riesiger Baum, der hoch hinauf in den Himmel wächst und sich in alle Teile der Welt erstreckt.
Emily und ihre Familie schätzen Livias Unterstützung so sehr, dass sie - während Livias Kenia-Aufenthalt – ihrem neugeborenen Baby den Namen „Livia“ gaben.
Es gäbe noch viel mehr Einzelheiten über solche Patenbesuche zu erzählen aber ich möchte einfach nur noch erwähnen, dass es mir grosse Freude bereitet, "nur ein Pixel, im grossen Bild" zu sein ..., nur ein kleiner Punkt des grösseren Ganzen. Ich liebe es!

Abschliessend möchte ich mich bei all jenen herzlich bedanken, die dazu beitragen, die "anderen kleinen Punkte des grösseren Bildes" zu sein. Ich bete zu Gott, damit er uns mehr und mehr zu dem Volk vereint, welches Gott für die Arbeit benötigt, die zu tun ist, wo immer wir auch sind.

Möge Gott euch segnen.

Yours sincerely,
Pastor Paul

 

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